World Cafe, Fish Bowl und Open Space

Alternativen zu herkömmlichen Konferenzmodellen

Die in diesem Artikel vorgestellten Konferenzmodelle haben alle eines gemeinsam: „Gutes Essen – Gute Gespräche – Gute Gedanken!“ Dabei machen alle mit, angefangen bei der Tagesordnung bis hin zum Tagesfazit, schenken dem Einzelnen mehr Bedeutung und brechen mit starren Vortragshierarchien.

Breakout Session

Kleine Teilnehmergruppen diskutieren relativ kurze Vorträge oder Workshops zu einem bestimmten Aspekt des Konferenzthemas. Da Interaktion motiviert, werden immer häufiger, auch in klassischen Konferenzmodellen, Zeitfenster für mehrere parallel stattfindende Breakout Sessions vorgehalten.

Wofür geeignet?

Fall-/ Zielbesprechungen – um herauszufinden, welcher Weg am besten zum Ziel führt.

Für wen geeignet?

Forschung, Medizin, Produktentwicklung

Anwendungsbeispiel

Fallbesprechung in der Medizin, z.B. Tumorboard in der Onkologie, in welchem die verschiedenen medizinischen Vertreter (Radiologe, Neurologe, und Onkologe) den bestmöglichen Therapieansatz besprechen.

Bar Camp

Im Gegensatz zur Breakout Session, welche auch im Rahmen einer herkömmlich durchgeführten Konferenz eingebunden sein kann, verfolgt das Bar Camp einen wirklich revolutionären Ansatz und nennt sich selber gern „Unkonferenz“.

Das Bar Camp fand ursprünglich Anwendung in der IT-Welt. Hier traf man sich über ein Wochenende, übernachtete in Zelten (Camp > Camping), diskutierte verschiedene Fragen und schloss das Wochenende mit konkreten Ergebnissen ab.

Wofür geeignet?

konkrete Fragestellungen lösen

Für wen geeignet?

aus der IT kommend, mittlerweile in sämtlichen Schaffensbereichen vertreten: EduCamp – für Fragen rund um das Lehren & Lernen; SpaCamp zum Thema Wellness etc.

Anwendungsbeispiel

EduCamp der TU Ilmenau 2009 zum Thema „Misson Impossible – Lernen neu gestalten“

Open Space

Alle in diesem Artikel vorgestellten alternativen Konferenzmodelle sind eine Form der  Großgruppenmoderation. Da jede Konferenzform, egal wie alternativ, einer gewissen Organisation bedarf, möchten wir von dem recht locker organisierten Bar Camp weitergehen zu Open Space und Ihnen anhand dieses Konferenzmodels aufzeigen, wie sich ein solch neuer Ansatz einer Konferenz in der Praxis umsetzen lässt.

Am Anfang sitzen alle in einem Kreis, bei mehr als 50 Teilnehmenden in konzentrischen Kreisen. Nach einer knappen Einführung in die Grundsätze, können diejenigen, die ein Anliegen schildern wollen, in die Mitte des Kreises gehen. Diese Themen werden an der sogenannten Dokuwand – eine Art Pinnwand – veröffentlicht, die Teilnehmer tragen sich nun bei den Themen ein, bei denen sie mitwirken möchten.

Ist die sogenannte Marktphase vorbei, beginnen die Gruppen, sich selbstorganisiert mit ihren Anliegen zu beschäftigen. Sie teilen sich ihre Zeit und Pausen selbst ein. Jede Gruppe fasst tageweise ihre Ergebnisse, Ideen und Beschlüsse zusammen und veröffentlicht diese für alle Teilnehmer an der Dokuwand.

Zum Schluss bekommen die Teilnehmer eine komplette Dokumentation der Ergebnisse aller Gruppen und entwickeln abschließend gemeinsam entsprechende Handlungsschritte.

Wofür geeignet?

kreatives Ideensammeln, Wissensvermittlung, Entscheidungsfindung

Für wen geeignet?

Verbände, Vereine

Anwendungsbeispiel

Ein Fachverband bespricht seine strategische Aufstellung: „Wie sehen wir uns in der Zukunft“

World Cafe

An dieser Stelle möchten wir Patricia Munro, Executive Board Member des World Cafés Europe (www.worldcafe.eu), zitieren: „Das Herzstück des World Café-Dialogprozesses bilden inspirierende Fragen, vorbehaltloses Zuhören und intensive Gespräche. Im Verlauf aufeinander folgender Gesprächsrunden werden mehrmals die Sitzplätze getauscht, so dass sich die Zusammensetzung der Tische immer wieder verändert und Ideen und Sichtweisen weitergetragen werden. Auf diese Weise erlangt das Verständnis der Gruppe neue Dimensionen und für jeden Teilnehmer tun sich neue Blickwinkel auf. Aus dieser Bewegung von Menschen und Ideen entsteht eine kollektive Kreativität, eine Art gemeinsames Kraftfeld. Neue Möglichkeiten werden sondiert, innovative Ansätze tauchen auf, Ideen werden geboren. Dies erzeugt und fördert die intrinsische Motivation, neue Gedanken in die Tat umzusetzen.“

Hier können Sie ein World Café in Aktion erleben:

Wofür geeignet?

Ideen generieren, Entscheidungen treffen, Kooperationen fördern, Konzepte verinnerlichen

Für wen geeignet?

für engagierte Bürger;
für Unternehmen mit verschiedenen Abteilungen (am Bsp. eines PCO – Professional Congress Organizer: Vertrieb, Projektmanagement, Teilnehmerregistrierung, Programm- und Referentenmanagement, Sponsoren- und Ausstellermanagement)

Anwendungsbeispiel

Ein aktuelles Projekt des World Café Europe e. V.:
Bürgerschaftliches Engagement 50+

Fish Bowl

Bei einer Fishbowl werden ein innerer und ein äußerer Stuhlkreis aufgebaut. Wenn sich ein Teilnehmer aus dem Außenkreis (Zuhörerschaft) an der Diskussion beteiligen will, dann muss er/sie sich entweder auf einen freien Stuhl im Innenkreis (Diskutanten) setzen oder stellt sich hinter einen Stuhl. Diese Person auf dem Stuhl darf ihren Gedanken noch zu Ende formulieren und muss anschließend den Kreis verlassen. Die andere Person nimmt dann diesen Platz ein. Dadurch ergibt sich eine Selbstregulation hinsichtlich gewisser „Vielredner“ oder „Wichtigtuer“.

Wofür geeignet?

bei Streitfragen, Austausch von Argumenten und Abwägen von Alternativen in Diskussionsprozessen

Für wen geeignet?

In allen Unternehmen/Institutionen, in denen Hierarchien gleichrangige Meinungsäußerungen erschweren.

Anwendungsbeispiel

Schaffung einer Überstundenregelung innerhalb eines Unternehmens

Fazit

Die beschriebenen Konferenzmodelle finden erst nach und nach Zugang in die Welt der wissenschaftlichen Konferenzen, doch werden Sie immer mehr für die Lösungssuche firmeninterner Prozesse genutzt. Die Vorteile der oben beschriebenen Methoden liegen klar auf der Hand:

  • das gemeinsame Gespräch wird gefördert
  • alle Teilnehmer handeln selbstverantwortlich
  • Handlungspläne werden erarbeitet und verabredet. Im besten Falle kommt ein Gefühl der Selbstverantwortung und des „Anpackens“ in Gang, welches sich auf den kompletten Arbeitsalltag auswirkt.

Unser Dank gilt

www.worldcafe.eu
Für Erläuterungen zum World Café sowie das Bild für diesen Beitrag.

www.boscop.org
Hier findet man brillante Erklärungen sowie etliche Beispiele & Vorlagen.